- Sparbuch bleibt Nr. 1: 64 Prozent bevorzugen klassische Produkte, Krypto nur 17 Prozent, aber wachsend
- Geringe Risikobereitschaft: 34 Prozent meiden Risiko komplett, nur fünf Prozent investieren groß bei hohem Risiko
- Bitcoin dominiert: 81 Prozent der Krypto-Investierenden setzen auf Bitcoin; bei den Börsen führt Bitpanda mit 60 Prozent
- Vertrauen fehlt: Zwei Drittel (69 %) halten Krypto für unsicher, wünschen mehr Regulierung und klare Infos
Wien, 19. Dezember 2025. Österreichs Anleger:innen bleiben ihrem traditionellen Sicherheitsdenken treu. Das Sparbuch ist und bleibt das Anlageprodukt Nummer 1, in das derzeit knapp zwei Drittel der Befragten (64,3 %) investiert sind. Dahinter folgen Versicherungsprodukte mit 44,5 Prozent, Aktien und Anleihen mit 35 Prozent sowie Edelmetalle wie Gold oder Silber mit 29,9 Prozent. 17,1 Prozent der Befragten sind derzeit in Kryptowährungen investiert. Damit hinken die digitalen Assets den „klassischen“ Anlageprodukten nach wie vor hinterher, haben sich jedoch als stabile Nische im Anlageverhalten etabliert. Auffällig sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Während 24,5 Prozent der Männer in Kryptowährungen investieren, trifft das nur auf 9,6 Prozent der Frauen zu.
Auch die Risikobereitschaft zeigt ein klares Muster. Ein großer Teil der Bevölkerung investiert bei hohen Risiken nur sehr kleine Summen (37,3 %), über ein Drittel (34,3 %) vermeidet risikoreiche Anlagen überhaupt. Gerade einmal 4,9 Prozent sind bereit, bei hohem Risiko auch größere Beträge zu investieren. Trotz der Popularität von Bitcoin und anderen digitalen Assets bei jüngeren Zielgruppen bleibt der Risikoappetit der breiten Bevölkerung also eingeschränkt. Das zeigt eine aktuelle Studie zum Thema Kryptowährungen der Wirtschafts- und Beratungsorganisation EY mit 1.532 Befragten im Alter zwischen 18 und 65 Jahren.
Martin Hanzl, Partner bei EY Law, erklärt dazu: „Wir sehen eine stark sicherheitsorientierte Bevölkerung, die sich weiterhin an klassische Anlageformen hält. Gleichzeitig schafft ein neuer europäischer Rechtsrahmen – die Markets in Crypto-Assets Regulation (MiCAR) – erstmals verlässliche und einheitliche Spielregeln für Krypto-Assets. In einer wirtschaftlich herausfordernden Lage erhöht das die Bedeutung stabiler Rahmenbedingungen und transparenter Anlegerschutzmechanismen. Zugleich zeigt die steigende Zahl an Krypto-Investments, dass die Bereitschaft wächst, neue Wege zu gehen – gestützt auf ein klar definiertes regulatorisches Umfeld.“
Bitcoin als unangefochtene Nummer eins
Unter den Österreicher:innen, die bereits in Kryptowährungen investiert haben, zeigt sich ein eindeutiges Bild: Bitcoin dominiert mit 81,4 Prozent das Anlageverhalten. Ethereum liegt mit einem Anteil von 51 Prozent auf Platz zwei, während Altcoins mit 29,5 Prozent und Meme-Coins mit 25,7 Prozent eine deutlich geringere Rolle spielen. Stablecoins (11,7 %) sowie E-Money-Token (1,5 %) werden weit seltener genutzt. Die starke Dominanz von Bitcoin unterstreicht, dass viele Investor:innen zunächst auf die bekannteste Kryptowährung setzen. Gleichzeitig sind alternative Coins vor allem in jüngeren und männlichen Zielgruppen populär, was auf unterschiedliche Risikoprofile und technisches Interesse hindeutet.
Hohe Bekanntheit, aber ebenso hohe Unsicherheit
Insgesamt 68,9 Prozent betrachten Kryptowährungen als eher oder sehr unsicher, während lediglich 18,8 Prozent sie als sicher einschätzen. Bei kryptospezifischen Begriffen zeigt sich ein sehr differenziertes Wissensbild: Zwar kennen nahezu alle Befragten Bitcoin, doch bei Ethereum liegt die Bekanntheit nur bei rund der Hälfte. Stablecoins, Meme-Coins und Altcoins sind vielen geläufig, aber oft ohne fundiertes Verständnis. Begriffe wie DeFi oder E-Money-Token werden zwar erkannt, aber selten richtig eingeordnet.
Lukas Amstler, Partner und Consultant für Financial Services bei EY Österreich, betont: „Das Sicherheitsgefühl bleibt ein zentraler Treiber für Akzeptanz und Nutzung. Fehlendes Hintergrundwissen hemmt jedoch weiterhin die Nutzungsintensität. Gleichzeitig zeigt die Umfrage klar, dass Krypto-Investments längst im Mainstream angekommen sind - auch wenn traditionelle Anlageformen noch dominieren. Das Interesse steigt, die Nutzung verbreitert sich. In einem Umfeld, in dem Vertrauen und regulatorische Klarheit entscheidend sind, können sowohl FinTechs als auch etablierte Finanzinstitute wichtige Impulse setzen.“
Bitpanda führt deutlich – Regulierung wird zum Hauptkriterium
Bei der Nutzung von Krypto-Plattformen ist das Bild in Österreich klar verteilt. Bitpanda liegt mit einem Anteil von 59,6 Prozent deutlich an der Spitze, gefolgt von Binance mit 21 Prozent und Kraken mit elf Prozent. Die Auswahl der Plattform erfolgt dabei nicht zufällig, sondern orientiert sich an klaren Erwartungen. Nutzer:innen legen besonders großen Wert auf eine hohe Benutzerfreundlichkeit (85 % eher wichtig/sehr wichtig) sowie niedrige Gebühren und Kosteneffizienz (82,8 %). Wichtig sind den Befragten ebenfalls der regulatorische Status der Plattform (68,6 % sehr wichtig/eher wichtig), die Qualität des steuerlichen Reportings (68,0 %) und die automatische Abfuhr der Kapitalertragsteuer, die ebenfalls 68 Prozent als eher wichtig oder sehr wichtig einschätzen.
Dass regulatorische Sicherheit ein zunehmend ausschlaggebendes Kriterium ist, zeigt sich besonders deutlich in den Ergebnissen: Für 80,9 Prozent ist es wichtig, dass die Plattform in der EU reguliert ist. 69,3 Prozent würden nur auf Plattformen investieren, die in Österreich zugelassen sind, und mehr als die Hälfte bevorzugt sogar Anbieter, die ihren Hauptsitz in Österreich haben. Gleichzeitig zeigt die Studie, dass 72,7 Prozent der Nutzer:innen Plattformen nicht regelmäßig miteinander vergleichen – viele bleiben bei jenem Anbieter, den sie über Freundes- oder Familienkreise kennengelernt haben.
Krypto: Über ein Drittel handelt monatlich oder häufiger
Zum Transaktionsverhalten: Ein gutes Drittel (35,3 %) der Investierenden handelt mindestens einmal pro Monat. Weitere 26,3 Prozent kaufen und verkaufen Kryptowährungen in unregelmäßigen Abständen – meist abhängig von marktrelevanten Ereignissen. Etwa 23,8 Prozent haben bislang nur einmal investiert, was auf ein vorsichtiges Herantasten an die Asset-Klasse schließen lässt. Bemerkenswert ist, dass 33,2 Prozent der Investor:innen Kryptowährungen auch bereits als Zahlungsmittel genutzt haben. Die häufigsten Einsatzbereiche liegen im digitalen Raum, etwa bei In-App-Käufen im Gaming-Bereich oder bei Online-Abos.
Steuerliche Unsicherheit bleibt eine zentrale Herausforderung
Die Selbsteinschätzung zur steuerlichen Kenntnis fällt bei vielen Nutzer:innen verhalten aus. Lediglich 38,3 Prozent glauben, sich in steuerlichen Fragen gut auszukennen, während 28 Prozent ihr Wissen als eher schlecht einstufen und 21,8 Prozent überhaupt nicht wissen, wie Krypto-Gewinne korrekt besteuert werden. Nur 48,2 Prozent geben an, ihre Einkünfte vollständig versteuert zu haben; knapp ein Fünftel hat dies nur teilweise durchgeführt.
Christian Massoner, Partner und Steuerberater bei EY Österreich, betont: „Viele Privateinsteigende unterschätzen die steuerliche Komplexität digitaler Vermögenswerte. Die neuen europäischen Regeln werden Transparenz bringen – aber auch die Notwendigkeit, sich frühzeitig damit auseinanderzusetzen. Die Ergebnisse zeigen deutlich, wie groß die Wissenslücken bei steuerlichen und regulatorischen Fragen rund um digitale Assets sind. Wer hier nicht proaktiv handelt, riskiert nicht nur steuerliche Nachteile, sondern auch rechtliche Konsequenzen.“
Warum viele nicht investieren: Unsicherheit und fehlendes Wissen dominieren
Unter Personen, die bislang nicht in Kryptowährungen investiert haben, ist die Unsicherheit über die Anlageform der wichtigste Hinderungsgrund. Mehr als die Hälfte empfindet Kryptowährungen als zu riskant (51,4 %). Ein Drittel gibt fehlendes Verständnis an (33,8 %), und ähnlich viele haben schlicht kein Interesse (32,4 %). Weitere Gründe sind mangelnde Zeit, die hohe Komplexität vieler Krypto-Angebote sowie der Wunsch, Krypto-Investments lieber über die eigene Bank abzuwickeln, statt ein neues Wallet oder Konto bei einer Plattform eröffnen zu müssen.
Anleger:innen wünschen sich mehr Information, Regulierung und Klarheit
Die Studie zeigt klar, was Krypto-Plattformen tun könnten, um attraktiver zu werden: Viele Befragte wünschen sich leicht verständliche, aber vor allem unabhängige Informationen über Kryptowährungen und deren Risiken (26,8 %). Auch ein stärker integriertes Angebot, das Bankdienstleistungen, Wertpapierhandel und Kryptowährungen in einer einzigen Plattform vereint, wird von 22,2 Prozent der Befragten genannt. Zusätzliche Vorteile wie Belohnungssysteme oder Premium-Modelle werden von 12,7 Prozent der Befragten ebenfalls als mögliche Anreize gelistet.
Trotz aller Vorbehalte zeigt der Blick in die Zukunft ein überraschend optimistisches Bild. Zwei Drittel jener Personen, die bereits in Kryptowährungen investiert haben, planen, ihre Engagements künftig zu erhöhen – vorausgesetzt, die Renditen sind attraktiver als bei klassischen Bankkonten. Besonders jüngere Nutzer:innen handeln häufiger, probieren mehr Produkte aus und zeigen sich offener gegenüber neuen Services wie Staking oder Derivaten. Die EY-Studie zeigt damit deutlich: Kryptowährungen haben ihren festen Platz in Österreich gefunden, zwar noch als Nischenthema, aber mit starkem Wachstumspotenzial. Ob digitale Assets in den kommenden Jahren breiter in der Bevölkerung ankommen, hängt maßgeblich von Vertrauen, Regulierung und verständlicher Information ab.