- Starkes erstes Halbjahr auf dem heimischen Transaktionsmarkt – Gesamtzahl der Deals bleibt mit 178 fast auf dem hohen Niveau des Vorjahres (183)
- Mega-Deals treiben Volumen auf höchsten Wert seit 2012 – nahezu Verdoppelung auf 5 Milliarden Euro
- Größte Transaktion des bisherigen Jahres: Übernahme des Autozulieferers ZKW durch den koreanischen Elektronikkonzern LG um 1,4 Milliarden Euro
- Meiste Deals wurden im Industrie- und Immobilienbereich getätigt
- Österreichs Unternehmen setzten stärker auf Zukäufe im Ausland und tätigten weniger Deals innerhalb von Österreich – leichter Rückgang bei Käufen von ausländischen Investoren in Österreich
Wien, 26. Juli 2018. Das Hoch auf dem österreichischen Transaktionsmarkt hat auch im ersten Halbjahr 2018 angehalten: Die Anzahl der Übernahmen mit österreichischer Beteiligung blieb mit 178 Deals im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (183) nahezu auf dem gleich hohen Niveau. Einen erheblichen Anstieg gab es bei den Transaktionswerten, die auf ein neues Hoch kletterten: Insgesamt flossen bei den 178 Unternehmenskäufen rund fünf Milliarden* Euro, 2017 waren es 2,9 Milliarden Euro – das bedeutet nahezu eine Verdoppelung und das höchste Deal-Volumen im ersten Halbjahr seit 2012.
Mehr als die Hälfte – rund 2,6 Milliarden Euro – der Transaktionswerte entfielen alleine auf die zwei größten Deals des Jahres, die im Automobil-Sektor bzw. im Bereich Öl und Gas stattfanden: Für die Übernahme des Wieselburger Scheinwerfer-Spezialisten ZKW zahlte der koreanische Elektronik-Riese LG rund 1,4 Milliarden Euro. Die OMV zahlte für 20 Prozent an den Konzessionen für zwei Offshore-Ölfelder der Abu Dhabi National Oil Company rund 1,2 Milliarden Euro. Komplettiert werden die Top-3 der Deals des ersten Halbjahres durch den Kauf des US-Unternehmens Xerium Technologies um rund 650 Millionen Euro durch Andritz.
Niedrigzinsumfeld und Neuausrichtung von Geschäftsmodellen als Markttreiber„Der österreichische Transaktionsmarkt verzeichnete in den letzten drei Jahren ein reges Treiben und hat sich auf einem hohen Niveau eingependelt. Das erste Halbjahr 2018 brachte speziell aufgrund zweier Megadeals mit einem Volumen von mehr als einer Milliarde Euro den höchsten Transaktionswert seit sechs Jahren. Die Marktentwicklung ist weiterhin durch zwei zentrale Trends gekennzeichnet: das anhaltende Niedrigzinsumfeld und die Neuausrichtung von Geschäftsmodellen aufgrund des digitalen Wandels. Ersterer hat große Transaktionen im Immobiliensektor angetrieben, letzterer spiegelt sich im starken Interesse an heimischen Industrie- und Technologieunternehmen wider. In beiden Bereichen picken sich Investoren gezielt einzelne Perlen als Übernahmeziele heraus und nehmen dafür auch viel Geld in die Hand“, so Eva-Maria Berchtold, Partnerin und Leiterin des Bereichs Transaction Advisory Services bei EY Österreich.
Für das Gesamtjahr 2018 erwartet Berchtold eine ähnliche, wenn auch im Vergleich zum Jahr 2017 leicht abgeschwächte, Entwicklung der Anzahl an Transaktionen: „Die aktuellen Marktaktivitäten lassen darauf schließen, dass wir auch in der zweiten Jahreshälfte einige Übernahmen, darunter auch den ein oder anderen Megadeal im Industriebereich, sehen werden. Aufgrund des anhaltend niedrigen Zinsniveaus und der hohen Liquidität im Markt suchen Investoren weiterhin intensiv nach renditeträchtigen Anlagen und attraktiven Übernahmezielen. Befeuert wird diese Entwicklung durch die Neuvermessung von Geschäftsmodellen, die momentan in den meisten Unternehmen ganz oben auf der To-do-Liste steht. Immer mehr Unternehmen stoßen Geschäftsfelder ab oder verstärken sich ganz gezielt mit Spezialisten, um ihr Know-how zu stärken und an Profil zu gewinnen“, so Berchtold.
Österreichs Unternehmen schlagen häufiger im Ausland zuÖsterreichische Investoren setzten im 1. Halbjahr 2018 zur Verfolgung ihrer Wachstumsziele verstärkt auf Zukäufe jenseits der Landesgrenzen: Die Anzahl der Übernahmen von ausländischen Unternehmen („Outbound“) stieg um elf Transaktionen auf 76 (+17%). Weniger im Fokus standen für sie hingegen heimische Unternehmen („Domestic“), hier sank die Zahl der Übernahmen von 49 auf 36 (-27%). Bei Zukäufen ausländischer Investoren in Österreich („Inbound“) gab es einen leichten Rückgang von 69 auf 66 (-5%).
Ganz oben auf der Einkaufsliste heimischer Investoren standen im 1. Halbjahr wieder Unternehmen aus Deutschland: 30 Deals – rund 40 Prozent aller Transaktionen – tätigten sie im Nachbarland. Dahinter folgen Polen (6 Transaktionen) und Tschechien (5).
Im Gegenzug wurden ebenfalls deutsche Unternehmen auf der Suche nach attraktiven Übernahmezielen häufig in Österreich fündig: Fast ein Drittel (27%) aller Transaktionen – insgesamt 18 Deals – geht auf das Konto deutscher Investoren. Dahinter folgen Investoren aus Großbritannien (5 Deals) sowie Frankreich, Schweden und die USA (je 4).
Immobilien- und Industriesektor bleiben attraktivste Ziele für Übernahmen Die stärkste M&A-Aktivität verzeichnete erneut der Immobiliensektor, gleichauf mit der Industrie: Je 42 Transaktionen – insgesamt rund die Hälfte aller Deals – entfielen im ersten Halbjahr 2018 auf Übernahmen von Immobilien- und Industrieunternehmen. Das Deal-Volumen war im Immobilienbereich mit rund 800 Millionen Euro etwas höher als im Industriesektor mit 600 Millionen Euro.
Robert Hufnagel, Partner und Leiter M&A Advisory bei EY Österreich: „Der österreichische Immobiliensektor ist erneut der attraktivste Bereich für Transaktionen. Investoren rechnen dort im anhaltend niedrigen Zinsumfeld mit guten Renditen. Die enorm positive Entwicklung des österreichischen Immobilieninvestitionsmarktes wird sich im weiteren Jahresverlauf fortsetzen. Die Investoren sehen Österreich nach wie vor als äußerst attraktiven Immobilienstandort.“
Bei der Höhe der Volumina ließ sich im ersten Halbjahr 2018 eine Rückkehr zur „Old Economy“ feststellen: Die höchsten Transaktionswerte (1,4 Milliarden Euro) entfielen auf den Automobilsektor, gefolgt vom Öl- und Gassektor (1,2 Milliarden Euro). In beiden Fällen war dafür aber eine einzige Milliardentransaktion ausschlaggebend: Der Kauf von ZKW durch LG und der Einstieg der OMV in zwei Offshore-Ölfelder der Abu Dhabi National Oil Company.
Technologieunternehmen rücken stärker in den FokusEinen deutlichen Aufschwung am Transaktionsmarkt gab es außerdem im Technologiebereich, der die drittmeisten Deals verzeichnet: Insgesamt wurden dort 36 M&A-Transaktionen gezählt.
„Die schon 2017 hohe M&A-Aktivität im Technologiesektor hat sich auch 2018 fortgesetzt und wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Unternehmen quer durch alle Branchen stellen sich dem digitalen Wandel und rüsten sich, um ihre Geschäftsmodelle stärker technologischen Veränderungen anzupassen. Viele holen sich das nötige technologische Know-how durch Übernahmen von innovativen Unternehmen. Wir werden zunehmend mehr Zukäufe von Technologieunternehmen mit österreichischer Beteiligung sehen“, so Hufnagel.
Leichter Anstieg bei M&A-Aktivitäten von Finanzinvestoren in ÖsterreichEinen leichten Anstieg gab es im ersten Halbjahr 2018 bei Transaktionen von Finanzinvestoren in Österreich – von 9 auf 14. Insgesamt bleiben diese Transaktionen aber weiterhin die Ausnahme, strategische Investoren geben nach wie vor klar den Ton an: Bei 92 Prozent aller Übernahmen waren Unternehmen, die ihr eigenes Geschäftsmodell stärken oder neue Geschäftsfelder erschließen wollen, die Käufer. Die Anzahl der Deals dieser strategischen Investoren sank jedoch leicht von 174 auf 164.
„Transaktionen mit der Beteiligung von Finanzinvestoren spielen hierzulande nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Es gibt in Österreich momentan de facto keinen lebendigen Private-Equity-Markt. Das zaghafte Aufblühen vor mehr als zehn Jahren endete mit dem regulatorisch bedingten Ausstieg der Banken als Sponsoren von Fonds. Diese Lücke füllen mittlerweile Investoren aus Deutschland oder auch England, die den Markt laufend beobachten und sich immer wieder bei Transaktionen positionieren. Für den weiteren Jahresverlauf 2018 erwarten wir doch den einen oder anderen großen Deal mit internationaler Beteiligung“, so Robert Hufnagel abschließend.
*Das Transaktionsvolumen schließt nur jene Transaktionen ein, deren Wert bekanntgegeben wurde.
EY im ÜberblickEY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2016/2017 einen Umsatz von 131 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt über 250.000 Mitarbeitern der internationalen EY-Organisation betreut EY Kunden überall auf der Welt.EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung. Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at *Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.