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  • Die Hälfte ist mit der eigenen Geschäftslage rundum zufrieden, vor allem in Tirol (61 %)
  • Skeptische Konjunkturprognose: Mehr als ein Drittel rechnet mit Eintrübung
  • Aber: Investitionsbereitschaft steigt, wenn auch verhalten
  • Aktuelle Wirtschaftspolitik in den USA: Jeder siebte Mittelständler sieht sich negativ betroffen
  • Fachkräftemangel bleibt Wachstumsbremse: 6 von 10 Unternehmen fehlt geeignetes Personal
  • Nationale Standortpolitik weiterhin negativ bewertet, Bürokratie bremst

Wien, 10. Dezember 2025. Österreichs Unternehmen standen auch 2025 vor zahlreichen Herausforderungen, einer anhaltend zaghaften Konjunktur und schwachen Gesamtwirtschaftsleistung. Dennoch macht sich verhaltener Optimismus bei den mittelständischen Unternehmer:innen in Österreich breit. Im Vergleich zum Vorjahr bewerten die Unternehmen ihre Geschäftslage positiver und erwarten eine Verbesserung ihrer Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten:Acht von zehn (83 %) bewerten ihre aktuelle Geschäftslage positiv, die Hälfte (50 %) ist sogar uneingeschränkt zufrieden (Vorjahr: 72 % bzw. 41 %).

Die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage variiert jedoch stark nach Branche: Während im Bereich Gesundheit/Life Science vier von fünf befragten Unternehmen (80 %) die eigene Geschäftslage als uneingeschränkt gut bewerten, liegt dieser Anteil bei Industrieunternehmen bei lediglich 41 Prozent. Auch Finanz- und andere Dienstleister und der Bereich Handel und Konsumgüter bewerten die eigene Geschäftslage unterdurchschnittlich häufig als gut (je 47 %). Größere Unternehmen mit Jahresumsätzen von mehr als 30 Millionen Euro schätzen ihre aktuelle Geschäftslage deutlich häufiger als gut ein als kleinere Unternehmen mit Jahresumsätzen von weniger als zehn Millionen Euro (54 vs. 47 %).

Der Blick in die Zukunft ist ebenfalls positiv: 30 Prozent rechnen mit einer Verbesserung der eigenen Geschäftslage, nur neun Prozent mit einer Eintrübung – im Vorjahr waren es mehr als doppelt so viele (19 %). Besonders optimistisch ist weiterhin die Tourismusbranche (49 %) – fast doppelt so viele wie im Vorjahr (27 %).

Der Bereich Transport, Verkehr und Energie malt ein negatives Bild, immerhin 16 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung der eigenen Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten. Über alle Sparten hinweg bleibt Luft nach oben: Der Anteil der Unternehmen, die ihre aktuelle Geschäftslage positiv bewerten, liegt weiter deutlich unter dem Durchschnitt (87 %) im Untersuchungszeitraum (seit 2008).

„Österreichs Unternehmen sind zäh und haben in der Vergangenheit schon oft ihre Resilienz unter Beweis gestellt. Die Zahl der Pessimist:innen ist leicht gesunken, eine gewisse Aufbruchsstimmung macht sich breit“, so Erich Lehner, Partner und Verantwortlicher für den Mittelstand bei EY Österreich. „Skepsis bleibt, äußere Faktoren wie Sorgen vor wirtschaftlichem Abschwung und hohe Energiepreise drücken auf das Geschäftsklima. Darum ist wichtiger denn je, innovativ zu denken und den Fokus auf ausreichende Liquidität und effizientes Wirtschaften zu legen“.

Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY, für die im August und September 2025 über 500 Verantwortliche von mittelständischen, nicht kapitalmarktorientierten Unternehmen mit 30 bis 2.000 Mitarbeiter:innen in Österreich befragt wurden. Das EY Mittelstandsbarometer erscheint seit 2008 mindestens einmal jährlich.

Skeptische Konjunkturprognose, aber Investitionsaufschwung
Die Konjunkturerwartungen im Mittelstand haben sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert: Zwar ist der Anteil der Konjunkturpessimist:innen von 39 Prozent auf aktuell 35 Prozent gesunken – und damit auf den niedrigsten Wert seit Jänner 2022, allerdings ist auch der Anteil derer, die mit einer Verbesserung der Wirtschaftslage in Österreich rechnen, gesunken: von 19 Prozent auf aktuell 16 Prozent. Damit liegt der Anteil der Pessimist:innen weiterhin gut doppelt so hoch wie der Anteil der Optimist:innen. Eine Verbesserung der Binnenkonjunktur war zum letzten Mal zu Jahresbeginn 2022, in der Zeit von COVID-19, prognostiziert worden; seitdem überwiegen die konjunkturskeptischen Stimmen gegenüber den Optimist:innen.

Trotz Konjunkturbedenken planen Österreichs Mittelständler zu investieren: Gut jeder Sechste (18 %) will verstärkt Investitionen tätigen, nur zehn Prozent planen, weniger zu investieren. „Die Investitionsdynamik zeigt einen Aufwärtstrend, nachdem dieser zuletzt in zwei von drei Jahren negativ gewesen war: Unterm Strich ist also damit zu rechnen, dass die Investitionen im österreichischen Mittelstand im kommenden Halbjahr eher steigen werden, wenn auch verhalten. Investitionen in Ausrüstung, Maschinen oder Bauten sind ohne Frage wichtig, doch die menschliche Komponente darf nicht vergessen werden – Fachkräftemangel ist seit Jahren die größte Wachstumsbremse für den heimischen Mittelstand“, ergänzt Lehner.

Nationale Standortpolitik: Bürokratie als Hürde
Lediglich 13 Prozent der Mittelständler bewerten die nationale Standortpolitik positiv, ein gutes Drittel (36 %, 2024: 39 %) hingegen stellt ein negatives Zeugnis aus. In allen Bundesländern überwiegen die negativen gegenüber den positiven Bewertungen, einzig der Sektor Soziales, Wissenschaft und Bildung steht der aktuellen Standortpolitik ausgeglichen gegenüber (ex aequo 20 % positiv/negativ).

Genau wie im Vorjahr fühlen sich 52 Prozent der befragten Unternehmen durch die aktuelle Bürokratie stark in ihrer Entwicklung belastet. Am höchsten ist der Anteil der Unternehmen, die sich sehr stark belastet fühlen, mit 30 Prozent im Bereich Transport, Verkehr, Energie, gefolgt von der Industrie (26 %) und dem Tourismus (25 %). Größere Unternehmen mit Jahresumsätzen von mehr als 30 Millionen Euro fühlen sich häufiger sehr stark belastet als kleinere Unternehmen (33 vs. 26 %). „Die Wünsche an die Politik formulieren die Mittelständler klar: Senkung von Lohnnebenkosten, Verbesserung der Verfügbarkeit von Fachkräften und Reduktion der Steuer- und Abgabenlast für Unternehmen. Hier gilt es, realistische Kompromisse zu finden – vor allem, weil Politik und Wirtschaft idealerweise an einem Strang ziehen, um Österreichs Unternehmen florieren zu lassen“, führt Lehner aus.

Wirtschaftspolitik USA betrifft auch Österreich
In einer globalen Welt haben auch internationale Spannungen, Veränderungen und Regulatorien weitreichende Auswirkungen über die Ländergrenzen hinaus. Die aktuelle Wirtschaftspolitik in den USA schlägt sich auch hierzulande teilweise nieder: Wenngleich vier von fünf Mittelständlern (83 %) keine Auswirkungen der aktuellen Wirtschaftspolitik in den USA auf den eigenen Betrieb bemerken, spüren 14 Prozent negative Effekte und lediglich drei Prozent positive. Am höchsten ist der Anteil derer, die sich von negativen Auswirkungen betroffen fühlen, mit 26 Prozent unter größeren Unternehmen mit Jahresumsätzen von mehr als 30 Millionen Euro.

Bundesländer: Beschäftigungsprognose in Vorarlberg und Burgenland negativ
Die aktuelle Geschäftslage wird in Tirol von sechs von zehn (61 %) Unternehmen als gut eingeschätzt, gefolgt von Wien und Niederösterreich (je 53 %). Im vergangenen Jahr belegte Salzburg den zweiten Platz mit 60 Prozent und ist heuer auf Platz 4 abgerutscht (49 %). Das Schlusslicht bildet 2025 das Burgenland, wo nur 41 Prozent die Geschäftslage positiv bewerten; 2024 belegte Niederösterreich mit nur 25 Prozent das Schlusslicht.

Der Blick in die Zukunft gestaltet sich erneut bei Wiener Unternehmen am besten, sogar noch optimistischer als im Vorjahr (34 %): 40 Prozent rechnen damit, dass sich die eigene Geschäftslage verbessern wird, gefolgt von Salzburg (33 %) und der Steiermark (31 %) – hier liegt ebenfalls das Burgenland mit 17 Prozent auf dem letzten Platz.

Auch bei den Investitionsbestrebungen ist es zu einem Wechsel auf den Stockerlplätzen gekommen: Vorarlberg (25 %) sowie Tirol (22 %) und Salzburg (20 %) planen die stärksten Investitionen, im Vorjahr führte Wien (16 %) das Ranking an. In Kärnten schaut es hinsichtlich der Investitionsdynamik in den kommenden Monaten alles andere als rosig aus, hier ist es geplant, mehr Investitionen zu reduzieren als zu steigern – mit einer Investitionsbereitschaft von minus drei Prozent.

Während in Gesamtösterreich ein Viertel (24 %) plant, die Anstellungen zu steigern, zieht Vorarlberg an allen anderen Bundesländern vorbei: Vier von zehn Mittelständler (40 %) möchten ihr Team ausbauen – Kärnten und Wien teilen sich mit je 27 Prozent abgeschlagen Platz 2. In Vorarlberg und dem Burgenland ist das Gegenteil der Fall: Im Ländle plant ein Viertel (23 %) die Beschäftigungsverhältnisse zu reduzieren und nur 15 Prozent diese zu steigern. Im Burgenland sind noch weniger Neuanstellungen geplant, nämlich nur acht Prozent, die 21 Prozent Stellenabbau gegenüberstehen.

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Erich Lehner, EY Österreich
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