- Der Anteil weiblicher Vorstandsmitglieder in den im Wiener Börse Index (WBI) gelisteten Unternehmen liegt aktuell bei 13,8 Prozent
- Insgesamt sind 26 der 189 Vorstandsmitglieder Frauen, vier mehr als im Vorjahr
- 23 der 54 untersuchten Unternehmen haben mindestens eine Frau im Vorstand, drei davon sogar mehr als eine
- Führungsfunktionen weiterhin ungleich verteilt: Kein einziges weibliches Vorstandsmitglied ist CEO, die meisten Frauen verantworten operative oder finanzielle Bereiche
- Der durchschnittliche Frauenanteil in den Aufsichtsräten der quotenunterworfenen Unternehmen liegt bei 31,5 Prozent – seit Erreichen der gesetzlichen Mindestquote stagnierend
- Neues Gesetz soll den Frauenanteil in Vorständen und Aufsichtsräten erhöhen
Wien, 24. September 2025. Der Frauenanteil in den Vorständen österreichischer börsennotierter Unternehmen ist weiter gestiegen: Mit Stichtag 1. August 2025 sind 26 der insgesamt 189 Vorstandsmitglieder der im Wiener Börse Index (WBI) gelisteten Unternehmen weiblich. Das entspricht einem Anteil von 13,8 Prozent – ein Plus von 1,2 Prozentpunkten gegenüber der Erhebung im Jänner 2025 (12,6 %). Seit dem Start des EY Mixed Leadership Barometers im Jahr 2015 hat sich der Anteil damit zwar mehr als verdreifacht, bleibt aber dennoch gering.
Zu diesen Ergebnissen kommt das Mixed Leadership Barometer der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY. Dafür werden halbjährlich die Strukturen von Vorständen und Aufsichtsräten der im Wiener Börse Index gelisteten österreichischen Unternehmen analysiert.
Mehrheit der Vorstandsteams weiterhin rein männlich
Trotz des Rekordwertes bleibt der Handlungsbedarf groß, der Fortschritt in den letzten Jahren hat stark an Dynamik verloren: 31 der 54 WBI-Unternehmen haben nach wie vor keine Frau im Vorstand – das entspricht 57 Prozent. Nur drei Unternehmen (BKS Bank, Marinomed Biotech und Oberbank) haben mehr als eine Frau im Vorstand. Während bei der letzten Erhebung im Jänner 2025 noch eine Frau an der Spitze eines börsennotierten Unternehmens stand, wird aktuell keine der 54 WBI-gelisteten Firmen von einer Frau als CEO geführt. Damit zeigt sich ein Rückschritt auf Top-Level-Ebene – trotz leicht steigender Gesamtzahlen weiblicher Vorstandsmitglieder.
Ein genauerer Blick auf die Zuständigkeitsbereiche zeigt: Zehn der 26 Vorständinnen verantworten das Finanzressort als CFO, acht sind für operative Aufgaben zuständig – zwei davon als COO. Zwei Frauen üben die Funktion einer Chief Risk Officer aus.
„Der erneute Höchstwert beim Frauenanteil in den Vorständen ist ein positives Zeichen – aber es reicht noch nicht“, betont Helen Pelzmann, Partnerin bei EY Law und Verantwortliche der Initiative Women. Fast Forward bei EY Österreich. „Dass keine Frau die Rolle der CEO innehat und über die Hälfte der untersuchten Unternehmen keinen einzigen weiblichen Vorstand hat, belegt den Aufholbedarf deutlich. Unternehmen vergeben damit die Chance, von vielfältigen Perspektiven zu profitieren – dabei ist längst belegt, dass Diversität in Führungsgremien zu besseren Entscheidungen und nachhaltigem Unternehmenserfolg führt.“
Frauenanteil in Aufsichtsräten stagnierend seit Erfüllung der Quote
Während der Frauenanteil in den Vorständen gestiegen ist, zeigt sich bei den Aufsichtsräten keine weitere Dynamik: Derzeit sind 164 der insgesamt 520 Aufsichtsratsmandate mit Frauen besetzt – das entspricht 31,5 Prozent (Jahresbeginn: ebenfalls 31,6 %, August 2024: 32 %). Acht der 54 Unternehmen haben einen rein männlich besetzten Aufsichtsrat. In 37 Fällen sitzen zwei oder mehr Frauen im Gremium. Seit Erfüllung der 30-Prozent-Quote bewegt sich die Zahl kaum mehr – in manchen Jahren sogar rückläufig. Besonders auffällig ist, dass viele Unternehmen knapp an der Mindestgrenze verharren. Nur eine Minderheit erreicht bereits 40 Prozent oder mehr Frauen im Aufsichtsrat.
Im Vergleich: Der Anteil weiblicher Vorstände hat sich seit 2015 von 4,1 Prozent im Juli 2015 auf aktuell 13,8 Prozent mehr als verdreifacht, während sich der Anteil weiblicher Aufsichtsräte von 17,2 Prozent im Juli 2015 auf aktuell 31,5 Prozent nicht einmal verdoppelt hat.
Branchenanalyse: IT an der Spitze
Spitzenreiter bei der Frauenquote in Aufsichtsräten ist die IT-Branche: Hier sind 15 von 37 Mitgliedern weiblich – ein Anteil von 40,5 Prozent. Auch die Finanzbranche (39,7 %), Transport & Logistik (37 %) sowie die Energiebranche (35 %) liegen über dem Durchschnitt. Schlusslicht ist die Rohstoff-Branche: Hier sind lediglich 28,6 Prozent der Aufsichtsratsmitglieder weiblich.
Neues Gesetz soll Veränderungen beschleunigen
Das Gesellschaftsrechtliche Leitungspositionengesetz (GesLeiPoG), mit dem die EU-Richtlinie 2022/2381 zur Förderung einer ausgewogeneren Vertretung von Frauen und Männern in Leitungsorganen von börsennotierten Unternehmen ins nationale Recht bis Ende 2024 umgesetzt werden hätte sollen, liegt seit Februar 2025 als Entwurf in Begutachtung und ist noch nicht in Kraft. Der Entwurf sieht vor, dass in Vorständen mit mehr als zwei Personen künftig mindestens eine Frau und ein Mann vertreten sein sollen. Diese Quote erfüllen derzeit fünf Unternehmen, 30 börsennotierte Unternehmen mit mehr als zwei Vorstandmitgliedern haben hingegen kein weibliches Mitglied. In Aufsichtsräten soll eine 40-Prozent-Quote für das unterrepräsentierte Geschlecht gelten. Diese Quotenregelung soll künftig unabhängig von der Anzahl der Kapitalvertreter:innen gelten.
Derzeit gibt es lediglich in fünf börsennotierten Unternehmen eine Frauenquote von 40 Prozent. Gemäß Richtlinie sollen die Mitgliedstaaten sicherstellen, dass die börsennotierten Gesellschaften die gesetzlichen Vorgaben bis zum 30. Juni 2026 erfüllen. Der Entwurf des Gesellschaftsrechtlichen Leitungspositionengesetz (GesLeiPoG) sorgt im Begutachtungsverfahren für kontroverse Diskussionen. Zahlreiche Stellungnahmen sind zu diesem abgegeben worden, ausgewählte sind hier abrufbar.
Helen Pelzmann sieht in verpflichtenden Quoten einen wichtigen Impuls, aber noch keine Lösung: „Quotenregelungen sind – wie die Vergangenheit zeigt – ein notwendiger Schritt, um Veränderungen voranzutreiben, aber keine alleinige Lösung. Es braucht weitergehende Maßnahmen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft – etwa bei Gehaltstransparenz, der Reform der Kinderbetreuung oder der gleichberechtigten Einbindung von Männern in Vereinbarkeitsmaßnahmen.“
In eigener Sache: Frauenanteil bei EY
Mit Stichtag 1. Jänner 2025 waren von den 43 Partner:innen von EY Österreich zehn Frauen – das entspricht einem Anteil von 23,3 Prozent. Auf Management-Ebene liegt der Frauenanteil aktuell bei 44,9 Prozent. Der Frauenanteil in der gesamten Belegschaft inkl. Praktikant:innen von EY Österreich liegt momentan bei 51,7 Prozent.