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  • 89 Prozent der Befragten aus Gesundheitsbetrieben bzw. der Sozialwirtschaft geben an, dass es in den letzten zehn Jahren (viel) schwieriger geworden ist Personal zu finden (2020: 77 %)
  • Es fehlt vor allem an Fachkräften in Pflege- und Sanitätsberufen (61 %), aber auch an auch Ärzt:innen (43 %)
  • Krankenpfleger:innen (DGKP) besonders betroffen, bei Ärzt:innen vor allem die Fachrichtung Psychiatrie und Psychotherapie
  • Offene Stellen in Bereichen mit Fachkräftemangel bleiben fünf bis acht Monate unbesetzt
  • Demografischer Wandel (63 %) und Attraktivität des Berufsbilds (59 %) sind Hauptgründe für Personalmangel
  • Gegenmaßnahmen: Weiterbildung und flexible Anstellungs- und Arbeitszeitmodelle, seltener monetäre Anreize

Wien, 17. Juni 2025. Der Personalmangel in Gesundheits- und Sozialberufen wie beispielsweise der Pflege oder bei Ärzt:innen spitzt sich in Österreich weiter zu, dies untermauert nun eine aktuelle Umfrage des Top-Management-Beratungsunternehmens EY-Parthenon. Neun von zehn Befragten (89 %) aus dem Gesundheits- und Sozialsektor gaben an, dass es in den letzten zehn Jahren schwieriger bzw. viel schwieriger geworden ist, Personal zu finden. Das ist ein deutlicher Zuwachs um zwölf Prozentpunkte im Vergleich zu 2020 (77 %). Ein Drittel (32 %) gibt sogar an, dass es viel schwieriger geworden ist, Personal zu finden (2020: 44 %). Einfacher ist es hingegen nur für drei Prozent geworden (2020: 7 %).

Am akutesten betroffen sind Pflege- und Sanitätsberufe. Fast zwei Drittel (61 %) der Umfrageteilnehmer:innen sind sich einig, dass in dieser Berufsgruppe gerade ein Personalmangel besteht. Vier von zehn Befragten (43 %) sehen das ebenfalls bei Ärzt:innen. Aber auch im Verwaltungsbereich (30 %) oder medizinisch-therapeutischen und diagnostischen Berufen (25 %) fehlt es aktuell an geeigneten Fachkräften.

„Die Ergebnisse unserer Umfrage verdeutlichen die Verschärfung des Fachkräftemangels im Gesundheits- und Sozialbereich. Während der Bedarf an qualifiziertem Personal kontinuierlich wächst, verschärfen strukturelle und demografische Herausforderungen die Situation zusätzlich. Die Studie zeigt, wie sich die Situation in den letzten fünf Jahren kontinuierlich zugespitzt hat. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird dieser bedenkliche Trend weitergehen. Gesundheits- und Pflegedienstleister müssen hier mit den Bundesländern, Ausbildungsanbietern und anderen Stakeholdern langfristige – das heißt strategische – Maßnahmenkonzepte auf den Weg bringen, um die Versorgung der immer älteren Bevölkerung zu sichern“, sagt Martin Bodenstorfer, Partner bei EY-Parthenon.

„Besonders fordernd ist die Situation unter anderem deshalb, da Organisationen zunehmend Personal einstellen müssen, das sie vor zehn Jahren noch abgelehnt hätten“, ergänzt Emily Drechsler, Senior Managerin bei EY-Parthenon und eine der Studienautorinnen. Besonders sei das in der Berufsgruppe der Pflege- und Sanitätsberufe der Fall, aber auch Positionen für Ärzt:innen sind laut Umfrageergebnissen immer häufiger davon betroffen.

Das sind die Ergebnisse der aktuellen EY-Parthenon Studie zum Fachkräftemangel im Gesundheits- und Sozialbereich, für die von Februar bis Mai rund 200 Fachkräfte in Gesundheitsdienstleistungsbetrieben und der Sozialwirtschaft befragt wurden. Die Studie wurde heuer zum zweiten Mal durchgeführt, zuletzt 2020.

Personalmangel vor allem bei Krankenpfleger:innen (DGKP) und Ärzt:innen mit psychologischem Schwerpunkt
86 Prozent der Befragten gaben an, dass in der pflegerischen Berufsgruppe besonders Positionen im gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege (DGKP) vom Personalmangel betroffen sind. Dahinter kommt die Pflegefachassistenz (51 %), die Pflegeassistenz (39 %) sowie auf psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege spezialisierte Krankenpfleger:innen (39 %). Weniger drastisch ist die Lage hingegen bei Abteilungshelfer:innen (2 %) sowie im Rettungsdienst (Notfallsanitäter:innen 11 %, Rettungssanitäter:innen 9 %).

„Die steigenden Anforderungen an das Pflegepersonal bei gleichzeitig sinkender Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte machen die Notwendigkeit von Reformen in der Ausbildung und Arbeitsgestaltung deutlicher denn je“, betont Bodenstorfer.

Vor allem eine Fachrichtung ist bei den Ärzt:innen stark vom Personalmangel betroffen – und zwar jene der Psychiatrie und psychotherapeutischen Medizin. Über die Hälfte (53 %) gibt an, dass sie hier gerade einen Personalmangel innerhalb ihrer Organisation wahrnimmt. Stellen für Allgemeinmediziner:innen (45 %) sind ebenfalls besonders schwierig zu besetzen.

Stellen bleiben im Schnitt fünf Monate unbesetzt
Positionen für Pflege- und Sanitätsberufe sind nicht nur am deutlichsten vom Fachkräftemangel betroffen, sie bleiben auch am längsten unbesetzt: 52 Prozent der Befragten gaben an, dass Stellen im Pflege- und Sanitätsbereich im Schnitt fünf bis acht Monate unbesetzt bleiben. Bei einem Viertel (25 %) dauert es sogar noch länger. Positionen für Ärzt:innen bleiben oft fünf bis acht Monate offen (48 %), allerdings dauert es hier bei fast 18 Prozent sogar länger als ein Jahr, bis die Positionen nachbesetzt werden können.

Bodenstorfer warnt: „Diese Entwicklung gefährdet nicht nur die Versorgungssicherheit, sondern erhöht ebenfalls den Druck auf das bestehende Personal. Daher benötigt es strategische Antworten, die über kurzfristige Maßnahmen hinausgehen und langfristig zusätzliche Personalressourcen für diesen Sektor zu mobilisieren. Dazu können neben langfristigen Personalentwicklungsstrategien, entsprechenden Ausbildungsprogrammen und eine wirkungsorientierte Zusammenarbeit von Finanzierern und Dienstleistern für attraktivere Arbeitsbedingungen.“

Gründe des Personalmangels: Demografischer Wandel und Attraktivität der Berufsgruppen
Im Vergleich zu 2020, als die Ursachen für den Personalmangel eher weniger differenziert wahrgenommen wurden, ist 2025 ein klarer Fokus auf strukturelle Faktoren wie demografischer Wandel (63 %), Attraktivität des Berufsbildes (59 %), fehlende Wertschätzung (43 %) und geringe Bezahlung (36 %) erkennbar.

Drechsler dazu: „Die Attraktivität des Berufsbildes und die mangelnde Wertschätzung ist vor allem in der Berufsgruppe der Pflege- und Sanitätsberufe ein brisantes Thema. Weitere Punkte, die immer wieder kommen, sind die Eignung der Bewerber:innen, starre Strukturen und fehlende Kultur, fehlende proaktive Weiterentwicklung und die geopolitischen Situationen. Die Sicherstellung von Dienstplanstabilität in Verbindung mit Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Privatleben sind wichtige Faktoren, um dem Personalmangel entgegenzuwirken.“

Maßnahmen gegen Personalmangel: Ja zu Weiterbildungsangeboten und neuen Anstellungs- und Arbeitszeitmodellen, nein zu monetären Anreizen
Bei den Nicht-monetären Anreizen setzen Organisationen zurzeit stark auf Weiterbildungsangebote (92 %) und die Schaffung eines positiven Betriebsklimas (79 %). Auch setzen viele auf neue Anstellungs- und Arbeitszeitmodelle – fast ein Drittel (31 %) greift auf diese zurück, mehr als die Hälfte (56 %) zumindest vereinzelt bzw. je nach Berufsgruppe. Zu neuen Modellen zählen vorrangig ein vermehrtes Angebot an Teilzeitstellen (78 %) sowie flexiblen Zeitmodellen (78 %).

Hingegen werden zurzeit nur seltener monetäre Anreize im Sinne von höheren Grundgehältern oder Prämien gesetzt. Etwas mehr als ein Drittel (37 %) bezahlt über dem Kollektivvertrag, zehn Prozent zahlen höher als die Konkurrenz. Mehr als die Hälfte (58 %) schafft hingegen gar keine monetären Anreize.

„Organisationen setzen derzeit stark auf nicht-monetäre Anreize wie Weiterbildung und ein gutes Betriebsklima – ein wichtiger Schritt, um Fachkräfte langfristig zu binden. Doch um im Wettbewerb um Talente wirklich zu bestehen, braucht es mehr Mut zu strukturellen Veränderungen. Flexible Arbeitszeitmodelle und neue Anstellungsformen sind ein Anfang – aber ohne eine strategische Neuausrichtung der Vergütungssysteme bleiben viele Potenziale ungenutzt.“, sagt Drechsler.

EY im Überblick

EY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 1.500 Mitarbeiter:innen an fünf Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2023/2024 einen Umsatz von 229 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt über 400.000 Mitarbeiter:innen der internationalen EY-Organisation betreut EY Kund:innen überall auf der Welt.

Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at 

*Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.

Kontakt

EY Bettina Loidhold

Bettina Loidhold
Comms & Engagement Lead | Brand, Marketing & Communications Austria
EY
Wagramer Str. 19
A-1220 Wien
Tel.: +43 1 211 70 4251
E-Mail: presse@at.ey.com

Susanne Hudelist
ikp Wien
Kirchengasse 7/18
A-1070 Wien
Tel.: +43 1 524 77 90 19
E-Mail: ey@ikp.at

eingetragen beim HG Wien, FN 444694m

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Bilder (2)

Martin Bodenstorfer, EY Parthenon
1 181 x 1 653 © EY/Christina Häusler
Emily Drechsler, EY-Parthenon
2 362 x 3 307 © Christina Häusler