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  • Nachhaltig, weil Vorgabe: In über 90 Prozent der Unternehmen sind Leitlinien der größte Nachhaltigkeitstreiber 
  • In der Hälfte der Betriebe ist Nachhaltigkeit Chefsache – im Vorjahr war es ein Drittel
  • Daten und Ressourcen größte Probleme bei Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten
  • Drei Viertel haben Ziel zur Reduktion von Treibhausemissionen festgelegt
  • Ein Drittel hat NH-Handlungen seit Omnibus-Verordnung der EU-Kommission reduziert

Wien, 29. Oktober 2025. Nachhaltigkeit spielt im unternehmerischen Kontext weiterhin für die große Mehrheit der heimischen Unternehmen eine Rolle – wenngleich die Bedeutung im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig ist. Während 2024 ein knappes Viertel (23 %) angab, dass Klimaschutz und Nachhaltigkeit das Handeln und Agieren in ihrem Unternehmen stark beeinflussen, waren es heuer nur zehn Prozent. Drei von zehn Unternehmen (28 %) sind sich einig, dass Umweltthemen nur eine untergeordnete oder gar keine Rolle bei Entscheidungsprozessen spielen. Es gilt jedoch weiterhin: Je größer das Unternehmen, desto stärker der Einfluss, den Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsthemen auf die Unternehmenstätigkeit haben – 2025 trifft das sowohl auf die Unternehmensgröße nach Mitarbeitenden als auch nach dem Umsatz zu. Im Branchenvergleich ist der Stellenwert von Nachhaltigkeit in der Konsumgüterherstellung am höchsten (29 % „sehr hoch“), in der Baubranche am geringsten (5 % „sehr hoch“). 

Das sind die Ergebnisse einer Umfrage der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY. Dafür wurden über 200 österreichische Großunternehmen aller Branchen ab 100 Mitarbeitenden von Juli bis August 2025 befragt. 

Das Thema Nachhaltigkeit ist 2025 seltener ein vollkommen integrierter Bestandteil der Unternehmensstrategie als noch 2024 (51 vs. 55 %). Aber: Der Anteil an Unternehmen, die das Thema zumindest teilweise integriert haben, ist wiederum um vier Prozent gestiegen. 

„Nachhaltigkeitsthemen haben an Präsenz verloren und beschränken sich zunehmend auf einzelne Unternehmensbereiche, anstatt ganzheitlich integriert zu werden. Dabei zeigt sich ein klares Muster: Größere Unternehmen implementieren Nachhaltigkeitsstrategien deutlich konsequenter als kleinere“, kommentiert Peter Linzner, Partner bei EY denkstatt. „Nachhaltigkeit ist immer noch ein Thema, das hierarchisch von oben ausgesteuert wird – sei es durch Vorgaben der Konzernzentrale oder persönliche Überzeugungen des C-Levels“. 

Nachhaltigkeit: Entscheidungen sind Chefsache, aber auch der Markt wirkt
Leitlinien des Headquarters sind der größte Einflussfaktor auf Nachhaltigkeitsmaßnahmen – in neun von zehn Unternehmen (92 %) wirken sie sich sehr oder eher stark auf die Umsetzung aus. Gleichzeitig spielt die persönliche Überzeugung der Entscheidungsträger:innen eine zentrale Rolle bei der strategischen Ausrichtung (80 %), gefolgt von gesetzlichen Vorgaben und Regulierungen (79 %). Drei Viertel sehen eine strategische Notwendigkeit zur Sicherung von Wachstum und Profitabilität (76 %) sowie eine starke Anforderung durch Konsument:innen und Abnehmer:innen (74 %). 

Nicht nur die Entscheidungsfindung ist in der Chefetage angesiedelt, auch die Verantwortlichkeiten rund um das Thema Nachhaltigkeit werden vom Vorstand bzw. von der Geschäftsführung getragen. In knapp der Hälfte der befragten Unternehmen (47 %) ist 2025 der Vorstand bzw. die Geschäftsführung zuständig – im Vergleich zu nur 34 Prozent im Jahr 2024. Vier von zehn Unternehmen (38 %) verfügten 2024 noch über eine eigene Abteilung, was sich 2025 auf weniger als ein Viertel (22 %) verringert hat. Stattdessen wurden vermehrt eigene Stellen geschaffen (25 vs. 17 %). 

Um die eigene ESG-Unternehmenskultur, die unter Environmental, Social und Governance die Hauptbereiche der Nachhaltigkeit zusammenfasst, zu stärken, setzt die Mehrheit der heimischen Unternehmen auf Weiterbildung und Coachings: Sechs von zehn Unternehmen (60 %) planen Weiterbildungs- und Coachingmaßnahmen sowie erhöhte Kommunikation von ESG-Zielen, sowohl intern als auch extern. Vor allem kleinere Unternehmen unter 500 Mitarbeitenden setzen verstärkt auf Weiterbildung und Coachings, die größten Unternehmen bauen hingegen stärker auf die Vorbildfunktion von Führungskräften. Auch externe Beratung wird eher von Unternehmen unter 500 Mitarbeitenden in Anspruch genommen. Anreizsysteme, die nachhaltiges Verhalten und die Erreichung von ESG-Zielen belohnen, spielen derzeit eine untergeordnete Rolle (24 %). 

Nachhaltigkeits-Governance rückläufig
All jene Strukturen und Prozesse, mit denen Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsstrategie steuern, überwachen und integrieren, fallen in den Bereich Nachhaltigkeits-Governance. Im Vergleich zum Vorjahr ist diese in Österreichs Unternehmen 2025 rückläufig. So wurde in 44 Prozent der Unternehmen ein Nachhaltigkeits-Management-Plan erstellt, 2024 waren es 54 Prozent. Auch beim aktiven Einbezug von Stakeholdern ist die Tendenz leicht rückläufig – von 50 auf 46 Prozent. 

Die ökonomischen, sozialen und ökologischen Perspektiven von Nachhaltigkeit sind aber weiterhin ein wichtiger Faktor im unternehmerischen Handeln. „Das Maßnahmenbündel variiert von Unternehmen zu Unternehmen, aber vor allem in sozialen Dynamiken werden nachhaltige Bestrebungen bereits umfassend implementiert – sei es bei Beschäftigungsverhältnissen, Aus- und Weiterbildungsangeboten oder der Unterstützung von Sozialprojekten“, fasst Linzner zusammen. 

Umsetzung von Maßnahmen hinkt Zielen hinterher
Knapp drei Viertel (73 %) der Unternehmen haben sich zumindest ein Ziel zur Reduktion von Treibhausgasemissionen gesetzt – das sind neun Prozent mehr als im Vorjahr. Allen voran ist geplant, die absoluten Emissionen zu reduzieren (40 %) oder auch die Treibhausgasintensität (13 %). Zieht man einen Branchenvergleich, zeichnen sich große Unterschiede ab: Während in der Sparte Automotive & Logistik/Infrastruktur/Verkehr bereits acht von zehn Betrieben (79 %) eine Reduktion von Treibhausgasemissionen planen, sind es in der Baubranche/Real Estate bloß 57 Prozent. 

Die Planung von Klimazielen gemäß 1,5° C-Zielpfad ist aus heutiger Sicht ganz klar auf die Zukunft verschoben: Nur zwei Prozent der Unternehmen haben sich 2025 ein 1,5 °C-Ziel gesetzt. 2024 waren es noch 30 Prozent aller befragten Unternehmen. Knapp jedes fünfte Unternehmen hat sich Klimaziele bis 2030 gesteckt. Bei Unternehmen mit über 500 Mitarbeitenden liegt der Wert bei 29 Prozent. 

„Die Ansicht, dass Nachhaltigkeit Geld und Zeit kostet, hält sich hartnäckig in der Wirtschaft. Das steht im krassen Gegensatz zu vielen Umsetzungsbeispielen aus der Praxis – denken wir an Energiereduktions- und Materialeffizienzmaßnahmen. Wenn auch im Vorjahr noch die komplette, nachvollziehbare Lieferkette die größte Herausforderung darstellte, werden 2025 finanzielle Beschränkungen und die Integration von Nachhaltigkeitsmaßnahmen in bereits bestehende Prozesse als die mit Abstand größten Herausforderungen bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen gesehen“, so Linzner und ergänzt ein Beispiel: „Die Anzahl an Unternehmen, die den CO2-Fußabdruck für die gesamte Wertschöpfungskette erheben, hat sich im Vergleich zu 2024 um zehn Prozent deutlich verringert – die Mehrheit erhebt stattdessen den CO2-Fußabdruck ausschließlich für die eigene Unternehmenstätigkeit und verpasst somit die Gelegenheit, die CO2-Bilanz ihres Geschäfts durch Maßnahmen in der Wertschöpfungskette upstream oder downstream mit vergleichsweise wenig Aufwand zu reduzieren. Das bedeutet, dass bei der Dekarbonisierung verstärkt eine Innenschau erfolgt: 60 Prozent planen, die Energieeffizienz im eigenen Unternehmen anzupassen, 15 Prozent wollen auf den Zukauf von CO2-Zertifikaten setzen.“ 

Omnibus-Paket transformiert NH-Berichterstattung
Das Omnibus-Paket der EU bündelt neue Regeln für Nachhaltigkeit, um bürokratische Hürden abzubauen und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Konkrete Auswirkungen gibt es vor allem bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Knapp zwei Drittel (63 %) geben an, ihr Handeln seit der Omnibus-Verordnung (April 2025) nicht verändert zu haben, 36 Prozent haben jedoch ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten komplett, deutlich oder etwas reduziert. In der Bau- und der Automotivbranche ist die Umstellung mit 50 bzw. 48 Prozent am stärksten spürbar. 

2024 sowie 2025 hat (knapp) die Hälfte der Unternehmen einen Nachhaltigkeits-Bericht erstellt, in der heurigen Befragung 2025 waren allerdings weniger befragte Unternehmen dazu verpflichtet. Federführend waren dieses Jahr Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden sowie mehr als 200 Millionen Euro Umsatz. Dennoch bleibt Luft nach oben. Als größte Schwierigkeit bei der Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts wird, wie 2024 auch, die Beschaffung der Daten in der entsprechenden Qualität erlebt (67 %). Die Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts verbraucht Ressourcen – das stellt für 46 Prozent der Unternehmen ebenfalls eine Herausforderung dar, noch mehr als 2024 (31 %). 

Aufgrund des Omnibus-Pakets gibt die Hälfte (51 %) an, ihren Fokus auf die Erarbeitung und Aktualisierung der bereits vorhandenen Konzepte, Ziele und KPIs zu legen. Besonders unter Unternehmen mit großem Umsatzvolumen wird dies verstärkt geplant. Für 13 Prozent aller befragten Unternehmen bedeuten das Omnibus-Paket und seine Auswirkungen, dass die Zeit und Ressourcen vorerst in andere Bereiche als in Nachhaltigkeitsthemen fließen. Dieser Anteil ist unter den umsatzschwächsten Unternehmen am größten. 

„Nachhaltigkeit ist längst kein Trend mehr, sondern ein strategisches Werkzeug für langfristige Wettbewerbsfähigkeit – wer hier nur oberflächlich agiert, wird scheitern. An größeren Unternehmen können wir erkennen, dass Unternehmen, die Nachhaltigkeit als Compliance-Übung verstehen, stark mit Ressourcenproblemen und inhaltlichen Schwierigkeiten kämpfen, während jene, die das Thema als Innovationstreiber nutzen, ihre Konzepte abgestimmt auf Kundenanforderungen systematisch weiterentwickeln und dadurch echte Marktvorteile schaffen“, schließt Linzner.

EY im Überblick

EY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 1.500 Mitarbeiter:innen an fünf Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2024/2025 einen Umsatz von 255 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt über 400.000 Mitarbeiter:innen der internationalen EY-Organisation betreut EY Kund:innen überall auf der Welt.

EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Unternehmensberatung sowie Strategie- und Transaktionsberatung.

*Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.

Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at 

Kontakt

EY Bettina Loidhold

Bettina Loidhold
Comms & Engagement Lead | Brand, Marketing & Communications Austria
EY
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