- Nur zwei von 100 geprüften Websites erfüllen derzeit die gesetzlichen Anforderungen an Barrierefreiheit
- Im Schnitt wurden pro Website 4,42 technische Barrierefreiheitsverstöße festgestellt
- Besonders betroffen: Unternehmen, die vor 2000 gegründet wurden, weisen deutlich höhere Fehlerquoten auf
Wien, 6. August 2025. Mit 28. Juni 2025 trat in Österreich das Barrierefreiheitsgesetz (BaFG) vollständig in Kraft. Es setzt den European Accessibility Act (EAA) auf nationaler Ebene um und verpflichtet zahlreiche Unternehmen, ihre digitalen Produkte und Dienstleistungen barrierefrei zu gestalten. Ziel ist es, Menschen mit Behinderungen den gleichwertigen Zugang zu digitalen Leistungen zu ermöglichen – etwa zu Websites, Onlineshops, Buchungsplattformen oder digitalen Kundenservices.
Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten oder unter zwei Millionen Euro Umsatz bzw. Bilanzsumme sind von der Verpflichtung ausgenommen – für rund 70.800 Unternehmen gilt sie jedoch vollumfänglich. Für sie gilt nun: Digitale Barrierefreiheit ist keine Option mehr, sondern Pflicht. Wer die Vorgaben missachtet, muss mit Verwaltungsstrafen rechnen – und riskiert gleichzeitig, große Teile der Bevölkerung als Kund:innen oder Nutzer:innen auszuschließen.
Eine neue Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsorganisation EY Österreich und risikomonitor.com hat daher untersucht, wie gut die heimische Wirtschaft auf das neue Gesetz vorbereitet ist – und zeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Nur zwei Prozent der analysierten Websites sind gesetzeskonform barrierefrei. Im Schnitt verzeichnet jede Startseite 4,42 Fehler – etwa fehlende Alternativtexte, unzureichende Kontraste, nicht bedienbare Navigationen oder fehlende Untertitel. Österreichische Unternehmen liegen mit 4,49 Fehlern pro Startseite über dem internationalen Schnitt. „Die digitale Barrierefreiheit stößt in Österreich auf zahlreiche Hürden. Dabei birgt sie enormes Potenzial – für mehr Teilhabe und für neue Märkte“, sagt Anja Hennrich-Huber, Director im Bereich Technology Transformation bei EY Österreich.
Jüngere Unternehmen sind deutlich besser aufgestelltEin klarer Trend: Je jünger das Unternehmen bzw. die Website, desto geringer die Fehlerquote. Während Unternehmen vor 1990 durchschnittlich 6,83 Barrieren aufweisen, liegt dieser Wert bei Websites aus 2024 um 38 Prozent niedriger. Das zeigt: Neue Technologien, moderne Frameworks und ein besseres Bewusstsein für Nutzerfreundlichkeit wirken sich positiv aus. „Gerade junge Unternehmen zeigen, dass Barrierefreiheit von Anfang an mitgedacht werden kann – das verbessert nicht nur die Zugänglichkeit, sondern auch die allgemeine User Experience“, betont Jasmin Löw-Beer, Gründerin und Geschäftsführerin von risikomonitor.com.
Ein Markt von 100 Millionen MenschenIn der EU leben rund 101 Millionen Menschen mit einer Form von Behinderung – das entspricht etwa 27 Prozent der Bevölkerung. In Österreich sind es laut Statistik Austria über 750.000. Mehr als zwei Drittel davon sind über 55 Jahre alt. Diese demografische Entwicklung macht digitale Barrierefreiheit zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor – insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels und zunehmender Digitalisierung. Ab sofort drohen bei Verstößen gegen das Barrierefreiheitsgesetz Verwaltungsstrafen. Unternehmen sind gefordert, technische und inhaltliche Barrieren rasch abzubauen. „Barrierefreiheit ist kein ‚Nice-to-have‘ mehr – sie ist Pflicht, Chance und Zeichen digitaler Reife“, so Hennrich-Huber abschließend.
Unternehmen können unter
https://audit.riskmonitor.cloud kostenlos testen, wie barrierefrei ihre Website derzeit ist – und wo konkreter Handlungsbedarf besteht.