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  • Jede:r neunte Gründer:in bei Finanzierungsrunden ist eine Frau – Anteil der weiblichen Founders am höchsten in den Bereichen FoodTech, e-commerce und Recruitment
  • Nur vier von 134 Start-ups mit einer Finanzierungsrunde in 2024 hatten ein rein weibliches Founding Team
  • Zahl der Finanzierungsrunden gesamt um ein Fünftel gesunken
  • Gesamtvolumen des Risikokapitals für österreichische Jungunternehmen im dritten Jahr in Folge rückläufig
  • Weibliche Founder vor allem bei Start-ups mit kleineren Finanzierungsrunden beteiligt
  • DACH: Frauenanteil in der Schweiz am höchsten, Deutschland Schlusslicht

Wien, 18. März 2025 – Der „Gender Investment Gap“ war 2024 in Österreich weiterhin groß: Nur 35 der 313 Gründer:innen von österreichischen Start-ups, die 2024 ein Investment erhielten, sind Frauen. Das entspricht einer Frauenquote von elf Prozent (278 Personen männlich). Österreich liegt damit im Mittelfeld des DACH-Raums – in der Schweiz liegt der Anteil der Gründerinnen bei 14 Prozent, in Deutschland leicht unter Österreich bei gerundet elf Prozent (genau: Österreich 11,2 %, Deutschland 10,6 %).

Das sind Ergebnisse des Female Start-up Funding Index 2024 von Female Founders, Fund F und der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Berücksichtigt wurden Unternehmen mit Hauptsitz in Österreich, deren Gründung höchstens zehn Jahre zurückliegt.

„Dass wir noch einen weiten Weg in der Start-up-Szene vor uns haben, um den Gender Investment Gap tatsächlich zu schließen, liegt klar auf der Hand. Aber eine leichte Verbesserung ist erkennbar – kurz und bündig: Die Gründungsquote von Frauen ist in den letzten Jahren leicht gestiegen und das spiegelt sich auch in den Finanzierungen wider“, bringt es Florian Haas, Head of Start-up bei EY Österreich, auf den Punkt.

Anzahl und Wert der Finanzierungsrunden rückläufig
Die Zahl der Finanzierungsrunden ging 2024 gegenüber der Rekordzahl des Vorjahres um 19 Prozent bzw. 35 Abschlüsse zurück, lag mit 149 Deals jedoch auf einem ähnlich hohen Niveau wie in den Jahren 2020 und 2022. Der Gesamtwert dieser Investitionen sank gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent bzw. 117 Millionen Euro von 695 auf 578 Millionen Euro: Das bedeutet den dritten Rückgang gegenüber dem Vorjahr in Folge und den niedrigsten Wert seit 2020.Das höchste Finanzierungsvolumen wurde mit gut 1,23 Milliarden Euro im Jahr 2021 realisiert, allerdings wurden seinerzeit vier Abschlüsse im Wert von jeweils mehr als 100 Millionen Euro erreicht – 2024 wurde kein einziger Abschluss in dieser Größenordnung verzeichnet.

„Was man im vergangenen Jahr vielfach gespürt und aus der Start-up-Szene gehört hat, zeigt sich jetzt ganz eindeutig in den Zahlen: Es war ein immens schwieriges Jahr für alle Start-ups und Scale-ups, besonders was das Thema Fundraising betrifft. Ich fürchte, dass wir die Konsequenzen daraus erst in diesem Jahr wirklich sehen werden und frühestens 2026 hoffentlich eine Trendumkehr passiert“, so Lisa-Marie Fassl, Managing Partner Fund F, über den Rückgang des Finanzierungsvolumens in Österreich.

Aufholbedarf bei Diversifizierung von Teams
Während Risikokapital und Zahl der Finanzierungsrunden rückläufig waren, lässt ein Blick in die Zusammensetzung der Gründungsteams einen kleinen Anstieg bei der Geschlechtervielfalt erkennen: Vier der 134 österreichischen Start-ups (HeldYn, Matr, myBios und Vienna Textile Lab), die 2024 mindestens eine Finanzierungsrunde verzeichneten, hatten ein ausschließlich weiblich besetztes Gründungsteam – das entspricht drei Prozent und einer leichten Steigerung von einem Prozent gegenüber dem Vorjahr. Weitere 28 Start-ups mit mindestens einer Finanzierungsrunde 2024 hatten zumindest eine Frau im Gründungsteam. Somit wurden 2024 21 Prozent gemischte Teams verzeichnet. Das ist ein deutliches Plus von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Insgesamt war 2024 somit ein knappes Viertel der Gründungsteams (24 %) mit zumindest einer Frau besetzt.

Wirft man einen Blick über die Landesgrenzen in die Schweiz, wird das Potenzial nach oben in Österreich deutlich: In der Schweiz lag der Anteil weiblicher Gründerinnen in den Gründungsteams der Start-ups, die 2024 mindestens eine Finanzierungsrunde meldeten, mit 14,2 Prozent am höchsten; unter den insgesamt gezählten 921 Gründer:innen befanden sich 131 Frauen. Wie auch in Österreich hatte jedes vierte Schweizer Gründerteam mindestens eine Frau an Bord. In Deutschland liegt der Anteil weiblicher Gründerinnen mit 10,6 Prozent am niedrigsten, unter den insgesamt gezählten 1.703 Gründer:innen befinden sich 181 Frauen; zudem haben nur 21 Prozent der Gründungsteams mindestens eine Frau an Bord.

Rein weibliche Gründungsteams bleiben aber weiterhin in Österreich am rarsten: Über drei Viertel (76 %) der Founding Teams in 102 Start-ups waren 2024 rein männlich besetzt, 2023 waren es mit 84 Prozent jedoch noch deutlich mehr rein männliche Founding Teams.

„Die heimische Start-up-Szene bewegt sich mit kleinen Schritten in Richtung Diversität. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir gemischte Founding Teams fördern, weil Vielfalt in der Gründungsperspektive Innovation und neue Lösungsansätze vorantreibt. Wenn Frauen in der Start-up-Welt genauso sichtbar und gehört werden wie ihre männlichen Kollegen, gibt es auch Fortschritte in der Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen, die die Bedürfnisse aller Menschen widerspiegeln“, ergänzt Haas.

Gründerinnen in Tech-Sektoren weiterhin unterrepräsentiert
Beim Sparten-Vergleich wird der Gender Gap besonders stark ersichtlich: Am höchsten ist der Frauenanteil mit 40 Prozent in den Gründungsteams der AgTech/FoodTech Start-ups – bei den drei Jungunternehmen mit mindestens einer Finanzierungsrunde in 2024 bestehen die Gründungsteams aus insgesamt fünf Personen, von denen zwei Frauen sind. Auf den Rängen zwei und drei folgen die Sektoren e-commerce und Recruitment, wo vier von 14 Gründer:innen (e-commerce) bzw. eine von fünf Gründer:innen (Recruitment) Frauen sind. Ganz abschlagen sind die Branchen AdTech, Education, FinTech/InsurTech, Professional Services und Proptech – hier war bei keiner einzigen Finanzierungsrunde eine Frau im Founding Team dabei.

„Das Positive zuerst: Die Zahlen zeigen, dass Veränderung passiert und die Maßnahmen, die in den letzten Jahren gesetzt wurden, greifen. Dass der Weg zur Gleichberechtigung in der Tech-Welt noch ein weiter ist, ist mittlerweile allgemein bekannt. Dass der Need für Gleichberechtigung immer größer wird – vor allem mit fortschreitenden globalen Krisen und den internationalen politischen Entwicklungen – ist ebenfalls offenkundig. Deshalb ein pragmatischer Vorschlag: die Maßnahmen, die bisher gut funktioniert haben, ausbauen und mit mehr Kapital ausstatten. Das beschleunigt den Weg zur Gleichberechtigung ums Vielfache, auch über die Tech-Welt hinaus“, empfiehlt Fassl.

Frauenanteil bei kleineren Deals unter 1 Million Euro am höchsten
Nicht nur im Branchenvergleich gibt es ein großes Ungleichgewicht, auch bei den Finanzierungssummen lassen sich signifikante Unterschiede erkennen. Am höchsten ist der Anteil an Gründerinnen mit 17 Prozent bei Start-ups mit Finanzierungssummen von bis zu einer Million Euro: Hier befinden sich 27 Frauen unter den insgesamt 160 Gründer:innen. Am niedrigsten ist der Anteil bei Start-ups mit Finanzierungssummen zwischen 10,1 und 50 Millionen Euro: Unter den 20 Gründern befindet sich hier keine einzige Frau.

EY im Überblick

EY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 1.500 Mitarbeiter:innen an fünf Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2023/2024 einen Umsatz von 229 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt über 400.000 Mitarbeiter:innen der internationalen EY-Organisation betreut EY Kund:innen überall auf der Welt.

Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at 

*Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.

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EY Bettina Loidhold

Bettina Loidhold
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Bilder (2)

Florian Haas, EY Österreich
1 080 x 1 614 © EY/Robert Herbst
Lisa-Marie Fassl, Female Founders.
1 069 x 1 602 © Marcella Ruiz Cruz