Zu dieser Meldung gibt es: 2 Bilder 1 Dokument
  • Nur elf von 153 Gründungsmitgliedern, deren Start-ups im ersten Halbjahr 2025 eine Finanzierung erhielten, sind Frauen – das entspricht rund sieben Prozent und bedeutet einen Rückgang gegenüber H1/2024 (11 %)
  • Nach einem kurzzeitigen Hoch im 1. Halbjahr 2024 geht der Anteil an gemischten Teams mit Finanzierungsrunde wieder deutlich zurück 
  • Fast das gesamte Kapital (98,1 %) floss an rein männliche Teams – Anteil gemischter Teams am Investitionsvolumen fiel von 24,2 % auf nur 1,3 %
  • „Schließung des Gender Investment Gaps würde enormes Potenzial für heimische Wirtschaft entfesseln“
  • Gründerinnen vor allem bei kleinen Finanzierungsrunden unter 1 Mio. Euro vertreten
  • Frauenanteil unter den Gründer:innen in PropTech und Media & Entertainment am höchsten

Wien, 27. August 2025 – Der Gender Investment Gap in der österreichischen Start-up-Szene bleibt auch im ersten Halbjahr 2025 eklatant. Von den insgesamt 153 Gründer:innen, deren Start-ups in diesem Zeitraum eine Finanzierungsrunde abschließen konnten, waren nur elf Frauen – das entspricht einem Anteil von rund sieben Prozent und bedeutet einen Rückschritt gegenüber dem Vorjahreswert von elf Prozent. 

Besonders drastisch zeigt sich die Ungleichverteilung beim investierten Kapital: 98,1 Prozent des Finanzierungsvolumens bei Start-ups mit namentlich bekannten Founding Teams entfielen auf rein männlich besetzte Teams – ein starker Anstieg im Vergleich zu 75,7 Prozent im ersten Halbjahr 2024. Der Anteil gemischter Teams sank im Gegenzug von 24,2 Prozent auf nur noch 1,3 Prozent. 0,6 Prozent des Kapitals floss an rein weibliche Teams – ähnlich wenig wie im Vorjahreszeitraum (0,2 %). 

Diese Entwicklung steht in engem Zusammenhang mit der derzeitigen Zurückhaltung vieler Investor:innen: Der positive Diversitätstrend aus dem Vorjahr hat sich damit zumindest vorübergehend wieder umgekehrt. 

Das zeigt der Female Start-up Funding Index H1/2025, den EY Österreich, Female Founders und Fund F gemeinsam erstellt haben. Die Analyse berücksichtigt Start-ups mit Sitz in Österreich, die im Zeitraum Jänner bis Juni 2025 eine Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen haben. 

„Die Zahlen zeigen, wie tief das Ungleichgewicht im Ökosystem verankert ist. Wenn fast das gesamte Kapital an rein männliche Teams geht, muss man klar sagen: Der Gender Investment Gap ist strukturell – und kein Randphänomen“, sagt Florian Haas, Head of Start-up bei EY Österreich. „Viele Investor:innen setzen derzeit vor allem auf Sicherheit und investieren in bekannte Gründerteams. Das ist nachvollziehbar – aber diese Bekanntheit ist historisch männlich geprägt. Wer Vielfalt will, muss bewusst anders investieren.“ 

Natascha Fürst, CEO von Female Founders: „Wer heute Gründerinnen unterfinanziert, lässt Rendite auf dem Tisch liegen – denn Diversität in Gründungsteams ist kein ‚Nice to have‘, sie ist der stärkste Wachstumshebel. Studien zeigen: Wenn wir den Gender Gap im Entrepreneurship in der EU schließen, könnte das jährliche EU BIP um bis zu 6,2 Prozent steigen. Was wir aktuell erleben – und was auch dieser Bericht zeigt –, ist ein strukturelles Marktversagen“. 

Mehrheit rein männlicher Teams – Diversität bleibt Ausnahme
Von den 65 Start-ups, die im ersten Halbjahr 2025 eine Finanzierungsrunde abschließen konnten, hatten 54 (83 %) ein ausschließlich männlich besetztes Gründungsteam. Zehn Teams (23 %) waren gemischt, ein einziges (2 %) ausschließlich weiblich besetzt. 

„Die Zahlen sind schlicht und ergreifend schockierend. Tagtäglich berichten Medien über Insolvenzen, den Rückgang der Wirtschaftsleistung und irrwitzige Ideen, welche kreativen Maßnahmen gesetzt werden könnten, um den Wirtschaftsmotor wieder anzukurbeln“, sagt Lisa-Marie Fassl, Managing Partner bei Fund F und Co-Gründerin von Female Founders. „Dabei wäre es eigentlich relativ simpel: Anreize für privates Kapital, die nicht jahrelang für die Umsetzung brauchen, effektive Maßnahmen im Gesellschaftsrecht, um Gründungen und Finanzierungen zu erleichtern und strukturelle Maßnahmen, um Frauen den gleichberechtigten und gleichwertigen Zugang zum Arbeitsmarkt und Unternehmer:innentum zu ermöglichen“. 

Natascha Fürst ergänzt: „Der Gender Investment Gap ist kein temporäres Phänomen – er ist strukturell. Deshalb braucht es eine ebenso strukturelle wie strategische Antwort. Österreich muss jetzt den Blick heben und eine langfristige Vision entwickeln: In den frühen 2030ern wird weltweit mehr Kapital in Frauenhand sein als in Männerhand. Die Frage ist: Gestalten wir diesen Wandel aktiv mit oder verpassen wir den Anschluss?“ 

Höherer Frauenanteil in wenigen Branchen sichtbar
Deutliche Unterschiede gibt es je nach Branche: Der Frauenanteil unter den Gründer:innen mit abgeschlossener Finanzierungsrunde war in den Bereichen PropTech (25 %) und Media & Entertainment (20 %) am höchsten, wo jeweils mehr als jede fünfte Person im Gründungsteam weiblich war. In FinTech, InsurTech, DeepTech und anderen technischen Segmenten waren keine Frauen unter den Gründer:innen mit abgeschlossener Finanzierungsrunde. 

Kleine Runden mit höherem Frauenanteil – Skalierung bleibt die größte Hürde
Gründerinnen sind in der österreichischen Start-up-Finanzierungslandschaft nahezu ausschließlich in der Frühphase präsent: Bei Finanzierungsrunden von bis zu 1 Million Euro liegt der Frauenanteil unter den Gründenden bei immerhin zwölf Prozent – ein im Vergleich zu anderen Kategorien höherer Wert. Doch bereits bei mittleren Finanzierungsrunden nimmt der Anteil stark ab – und bei großen Tickets von 10,1 bis 50 Millionen Euro sowie mehr als 10 Millionen Euro war bisher in 2025 keine einzige Frau unter den Gründer:innen vertreten. 

Damit zeigt sich deutlich: Frauen gelingt der Einstieg ins Ökosystem zunehmend besser – doch der Aufstieg bleibt blockiert. Der Zugang zu Kapital funktioniert für weibliche Gründungsteams bislang nur in frühen Phasen – bei der Skalierung und in kapitalintensiven Wachstumsphasen bleiben sie strukturell außen vor. 

„Wer Teil der Lösung des Gender Gap sein will, muss schon heute gezielt in weiblich geführte Start-ups investieren. Denn diese Unternehmen leisten weit mehr als wirtschaftlichen Erfolg: Sie wirken als Katalysatoren für soziale Veränderung: Sie stellen mehr Frauen ein, unterstützen andere Gründerinnen und treiben nachhaltige Innovationen voran. Bei Female Founders arbeiten wir täglich an der Beseitigung der drei größten Hürden: fehlender Vereinbarkeit, tief verwurzelten Vorurteilen gegenüber Frauen in Tech und dem Mangel an weiblichen Vorbildern. Unser Appell ist klar: Die Zeit zu handeln ist jetzt“, so Fürst abschließend.

EY im Überblick

EY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 1.500 Mitarbeiter:innen an fünf Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2023/2024 einen Umsatz von 229 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt über 400.000 Mitarbeiter:innen der internationalen EY-Organisation betreut EY Kund:innen überall auf der Welt.

Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at 

*Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.

Kontakt

EY Bettina Loidhold

Bettina Loidhold
Comms & Engagement Lead | Brand, Marketing & Communications Austria
EY
Wagramer Str. 19
A-1220 Wien
Tel.: +43 1 211 70 4251
E-Mail: presse@at.ey.com

Susanne Hudelist
ikp Wien
Kirchengasse 7/18
A-1070 Wien
Tel.: +43 1 524 77 90 19
E-Mail: ey@ikp.at

eingetragen beim HG Wien, FN 444694m

Alle Inhalte dieser Meldung als .zip:

Sofort downloaden In die Lightbox legen

Bilder (2)

Florian Haas, EY Österreich
1 080 x 1 614 © EY/Robert Herbst
Lisa-Marie Fassl, Female Founders.
1 069 x 1 602 © Marcella Ruiz Cruz